AM82 – Brief an Walter Gropius
Toblach, Freitag, 14. Juli 1911


Mein

Heute hatte ich einen schönen Tag der Ruhe. Ganz allein. – Ich lag auf meiner offnen Veranda, die Du von der Nacht her ja kennst – und dachte – dachte an Dich[.] —

Und weißt Du – mir kam da die Idee – dass Du etwas Starkes bist und werden wirst. Es zeigt sich dies für mich – auch in Deiner \der/ Stabilität Deiner Liebe für mich.

Nur Menschen – die was sind, sind so gleichmäßig ihrer „Idee“ – gegenüber.


Merkwürdig verschönt hast Du Dich in diesem Jahr. Dein Leben hat gut und verjüngend auf Dich gewirkt. In Paris damals sahst Du furchtbar leidend aus. Mein Lieb. Der Ite August bringt Dich mir – und wenn wir uns wirklich — ganz – gefunden haben — dann müssen wir uns öfter sehen . . . . bis . . . . ja – bis . . . . . —

Was wird uns das „Leben“ bringen – und unsere Liebe? Geliebter – was wird Deine Nähe mir bringen!! —

Bleib mir – nur noch diese kurze Weile.

Gute Nacht – mein Lieb[.]


Halt – da fällt mir was ein! Weißt Du – auf was ich mich freue! Auf unser Musizieren. Ich weiß ja allerdings nicht, ob Du ein guter Resonnanzboden [!] bist – aber ich vermuthe so! Auf das freue ich mich! Morgen Abend kommen mein Schwager[,] Professor – der prachtvolle Geiger – mit seiner ( Schwester) und den Kindern auf 14 Tage zu mir. Ich erhoffe mir viel Musik von dem Besuch. –

Sein Geigen ist ein herrliches


Singen. Mein liebstes Herz – aus der werde ich Dir vorspielen – wie freue ich mich auf das Leben, das unser ist. – – bist Du’s wirklich noch? Jener Mensch – der am Nebentisch in Tobelbad saß und mir gleich so sonderbar gefiel!! –

Du kommst mir so verschönt, verjüngt – und so vermännlicht[,] gereift vor. —

Ich liebe Dich.

Willst Du’s gerne wieder immer hören? —

Deine


Apparat

Überlieferung

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Quellenbeschreibung

2 Bl. (4 b. S.) – Briefpapier.

Beilagen

Umschlag, , Berlin-Wilmersdorf | Nicolsburgerplatz 4 G. IV | Herrn Walter Gropius; PSt. (lt. , S. 531, Nr. 112): TOBLACH 2 | 1# | # | 1 N | 11 | c; von WG mit einer 6 versehen (Zur Nummerierung von Alma Mahlers Briefumschlägen); fremdschr. Datierungsversuch nach Übergabe an : „[14.7.11 Toblach]“.

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen

Beantwortet durch WG169 vom 17. Juli 1911 (Rosé Quartett): Morgen Abend kommt mein Schwager[,] Professor Rosé – der prachtvolle Geiger – mit seiner Frau […] und den Kindern auf 14 Tage zu mir. Ich erhoffe mir viel Musik von dem Besuch.

Datierung

Poststempel: schwer lesbare Tagesziffern, wahrscheinlich „14“, Monatsziffer unvollständig und nicht lesbar.

Der vorliegende Brief AM82 wurde am Tag vor der Ankunft von AMs Schwager, und dessen Familie in Toblach im Juli 1911 geschrieben (Monat aus Briefinhalt und WGs chronologischer Briefnummerierung erschlossen): Morgen Abend kommt mein Schwager[,] Professor Rosé. Im nachfolgenden Brief AM83 vom 15. Juli 1911 schrieb AM schließlich: heute hat meine göttliche Ruhe ein Ende.

Übertragung/Mitarbeit


(Pia Schumacher)


A

Nacht – im August 1910, s. WG32 vom 4. August 1910.

B

Paris – zwischen dem 17. und 19. Oktober 1910, s. AM42 vom 17. oder 18. Oktober 1910.

C

Ursprünglich: Weille.

D

Ursprünglich: kommt.

E

seiner Frau (Gustavs Schwester), s. ihren Brief an vom 8. Juli 1911: „Also wir […] kommen am 15. Juli“ (, Ms. Coll. 575, Box 16, Folder 1011).

F

Kindernund .